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Urbane Räume: Warum City-Logistik in der Schweiz noch funktioniert

Oktober 18, 2019

Die Bevölkerungsverteilung zwischen Stadt und Land ist in der Schweiz seit Jahren relativ konstant. Damit bildet die Eidgenossenschaft eine Ausnahme. Weltweit zieht es die Menschen in Scharen in die Städte. In zwei Teilen nehmen wir uns hier des Themas City-Logistik an und beantworten zwei Fragen: 1. Wie ist es um die urbane Logistik in der Schweiz bestellt? 2. Welche Konzepte sind zur Entlastung des Stadtverkehrs denkbar? Lesen Sie hier Teil 1.

Menschen wollen dort mit Gütern versorgt werden, wo sie sind – immer häufiger nicht mehr nur über den stationären Einzelhandel, sondern an ihrer eigenen Wohnungstür. So kommt es in Amsterdam, Berlin und Paris zu Stosszeiten regelrecht zu einer Verstopfung der Innenstädte. Im Raum Zürich, dem mit rund 1,5 Millionen Einwohnern grössten Ballungsraum hierzulande, ist man davon weit entfernt. Entsprechend gelassen gehen wir Schweizer das Thema City-Logistik an.

 

Die Agglomerationen sind hier nicht so gross wie in anderen Ländern und die Urbanisierung schreitet bislang nur schwach voran. Der United Nations Populations Division zufolge war der Anteil der Schweizer, die in Städten lebten, 2018 mit 73,8 Prozent genauso hoch wie 1970. Das Bevölkerungswachstum der Gesamtschweiz eingerechnet, wohnen heute 1,5 Millionen Menschen mehr als vor fast 50 Jahren in unseren Städten. Allein die deutsche Grossstadt Berlin hat im Vergleich dazu innerhalb von nur 30 Jahren 1,5 Millionen Einwohner dazu bekommen. Im Grossraum Paris dauerte das gerade einmal zehn Jahre.

Probleme, vor die die urbane Logistik andere Länder stellt, beobachten Stadtplaner, Logistikdienstleister und Co. in der Schweiz deshalb nur aus der Ferne. Der Druck, über Konzepte zur Sicherung der Versorgung von Innenstädten bei höherem Verkehrsaufkommen nachzudenken, ist vergleichsweise gering.

Status quo: Hubs ausserhalb der Städte

Aktuell werden urbane Regionen hierzulande überwiegend von Hubs aus beliefert, die ausserhalb der Städte liegen. Zehn bis 15 spezialisierte Logistiker und KEP-Dienstleister sind in der City-Logistik tätig. Für Transportunternehmen, deren Schwerpunkte nicht auf der Belieferung von Kunden im städtischen Raum liegen, ist diese Sparte nicht lukrativ. Denn ohne geeignete Immobilien in Stadtnähe oder einen adäquaten Fuhrpark ist urbane Logistik nicht zu realisieren.

Speditionen, die überwiegend über 40-Tonner verfügen, meiden Städte. Die Nase vorn haben Paketdienstleister, die vereinzelt auf Lastenräder, im Wesentlichen aber auf Lieferwagen oder maximal 12-Tonner setzen. Und davon sind in der Schweiz nur so viele unterwegs, dass sie sich in aller Regel bequem umfahren lassen.

City-Logistik wird schwieriger

Aber: Auch in der Eidgenossenschaft ist das Verkehrsaufkommen in den vergangenen Jahren gestiegen. Tendenzen, dass dieser Trend einreissen wird, gibt es nicht. Ganz im Gegenteil, denn Individual-, Pendel- und Lieferverkehre nehmen wie in anderen Ländern zu.

Wesentlich dazu bei trägt die Entwicklung des E-Commerce, der immer mehr Endkundenbelieferungen nach sich zieht. Der Marktführer in diesem Segment, der Detailhändler Migros, verzeichnete von 2017 auf 2018 ein Wachstum von fast zehn Prozent. Dass es in den Städten künftig voller werden wird, legen auch Szenarien hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung nahe. Denen zufolge werden in der Schweiz 2035 rund 10 Millionen Menschen leben – also rund 2 Millio-nen mehr als heute. Ein nicht unerheblicher Teil von ihnen wird in den Agglomerationen wohnen.

Mehr zum Thema City-Logistik in Teil 2 unserer kurzen Beitragsreihe

Und dann? Auch in Zürich und Genf ist die Infrastruktur nicht auf ein unbändiges Wachstum des Verkehrsaufkommens ausgelegt.

Über Lösungsansätze berichten wir kommende Woche in Teil 2 dieser kurze Beitragsreihe.

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