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Die Schweiz ist nicht länger LNG-Hochpreisinsel

Juni 5, 2020

Die Verkehrswende im Güterverkehr nimmt langsam Fahrt auf. In vielen Ländern Europas gibt es Bestrebungen, den Verkehrssektor beim Klimaschutz stärker in die Pflicht zu nehmen. So haben beispielsweise die Mitgliedsländer der EU nach langem Ringen Mitte vergangenen Jahres erstmals verbindliche Vorgaben für den Kohlendioxidausstoss von Lastkraftwagen und Bussen beschlossen. Bis 2030 sollen die Emissionen des Klimagases um 30 Prozent sinken. Vor diesem Hintergrund steigt die Bereitschaft vieler Unternehmen aus der Branche, in alternative Antriebstechnologien wie zum Beispiel Flüssigerdgas (liquefied natural gas; LNG) zu investieren. Um diesen Prozess auch in der Schweiz voranzutreiben, senkt die Krummen Kerzers AG den Preis für LNG an ihren drei Tankstellen nun auf 95 Rappen je Kilogramm exklusive Mehrwertsteuer. Das entspricht einem Euro-Äquivalent von rund 89 Cent.

Die Unsicherheit in der Logistik ist nach wie vor gross. Wohin geht die Reise? Was sind die Antriebstechnologien von morgen? Sicher sind sich die Experten, dass auch der effizienteste Dieselmotor die neuen, strengen Vorgaben allein nicht wird stemmen können. Damit trägt der Selbstverbrenner nun den Makel des Auslaufmodels. Als derzeit einzige praxistaugliche Alternative präsentiert sich der LNG-Antrieb, der dem Diesel in puncto Reichweite und Leistung kaum nachsteht. „Deshalb haben wir uns bereits 2018 entschlossen, auf die LNG-Karte zu setzen“, berichtet unser Geschäftsführer Peter Krummen.

Steuerbefreiung lässt Preise purzeln

Als grösste Schwierigkeit dabei erwies sich die fehlende Tank-Infrastruktur in der Schweiz. Um dieses Problem zu beheben, mussten wir ein für uns völlig neues Geschäftsfeld betreten und eigene LNG-Tankstellen errichten. Diese stehen heute in Weinfelden in der Ost Schweiz, in Sévaz in der Romandie und bald in Egerkingen. Dort können nicht nur unsere Fahrzeuge betankt werden, auch externe Lkw können dort Flüssigerdgas beziehen. Bei Reichweiten bis zu 1600 Kilometer ist der Einsatz von LNG-Lkw damit ohne Einschränkung schweizweit möglich. Und das, bei demnächst noch niedrigeren Kosten: „Denn dank der rückwirkenden Steuerbefreiung sind wir nun in der Lage, den Kilogrammpreis auf 95 Rappen zu senken – exklusive Mehrwertsteuer natürlich“, sagt Krummen. „Damit ist die Schweiz nicht länger die LNG-Hochpreisinsel, die sie bis dato war.“

Bio-LNG ist nahezu CO2-neutral

Der nächste Schritt müsse nun sein, auch den Einsatz von Bio-Methan zu fördern. Derzeit wird LNG noch durch die Verflüssigung von Erdgas hergestellt und ist damit ebenso wie Diesel und Benzin ein fossiler Energieträger. Aufgrund des geringen Kohlenstoffanteils und der sauberen Verbrennung von Gas werden bei der Nutzung von LNG jedoch weniger Emissionen von CO2 und Luftschadstoffen ausgestossen als bei konventionellen Kraftstoffen. LNG kann aber auch durch die Umwandlung von Biomasse in Biomethan hergestellt werden. Dieses Bio-LNG wäre nahezu CO2-neutral, da dem Kraftstoff bei der Produktion genau die Menge CO2 hinzugefügt wird, die er bei seiner Verbrennung wieder abgibt. Damit stünde ein alternativer erneuerbarer Kraftstoff zur Verfügung, der mittelfristig fossile Kraftstoffe im Schwerlastverkehr ersetzen könnte. „Technisch ist es kein Problem, auf biologischem Weg hergestelltes Flüssigerdgas an unseren Tankstellen auszugeben. Leider ist das aufgrund der vergleichsweise hohen Kosten derzeit aber noch unwirtschaftlich“, sagt Krummen. Deshalb brauche es hier dringend eine Anschub-Förderung. Denn so viel ist sicher: In absehbarer Zeit werden Lkw-Transporte durch nichts zu ersetzen sein.

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